Abschiede

Pfarrer Magister Adolf Strohriegel

14. September 1933 - 8. August 2022

Freundlich, aktiv nachdenkend und den Überblick habend – so blickt er uns an –, ist am 8. August dieses Jahres im Grazer LKH gestorben.

In seiner Art und Weise, im privaten Leben und im beruflichen Wirken als Pfarrer unserer Kreuzkirche von 1975-1998, hat er die Gemeinde in 23 Jahren auf ganz besonderer Weise geprägt. Mit seinen Gaben, die er gerne einsetzte, lebte er Glauben, schenkte er vielen Hoffnung, gab er so manchen halt und ließ vor allem immer zu, dass andere (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Gläubige und Nichtgläubige, Frauen Männer, junge und alte) in der Kreuzkirchengemeinde ihre jeweiligen Fähigkeiten und persönlichen Begabungen auch einsetzen konnten und leben dürften. So entstand eine Vielfalt an Gemeindeleben, wie sie von manchen anderen „Pfarramts führende Kolleginnen und Kollegen“ auch staunend und bewundernd wahrgenommen wurde.

Natürlich, auch das war vorhanden: das unterschiedliche Denken und Handeln, besonders in der Unterschiedlichkeit der Generationen, von jugendlicher Lebenswelt und der Lebenswelt von älteren Menschen, brachten Konflikte. So manches Mal musste Adolf über seinen Schatten springen und Konflikte und Krisen aufarbeiten, aber auch das zeichnete ihn aus, denn er war im Grunde seiner Seele ein überaus friedliebender Mensch. Es mussten Gespräche und Sitzungen geführt und gestaltet werden und manches konnte gerade durch seine ruhige und geduldige Art bereinigt und/oder gelöst werden.

Kraft und Ausgleich fand Pfarrer Strohriegel immer wieder auch bei seiner so geliebten Gartenarbeit. Unter seiner Pfarramtsführung war der Pfarrgarten geradezu ein Musterbeispiel von Gartengestaltung; er hatte Flair und alles schien darin auf zu blühen, zu gedeihen und Freude zu machen.

Sein Lebenslauf war nicht einfach. Nach schweren, mühsamen, aber auch glücklichen Jahren der Kindheit und der Jugend in Stadtschlaining (Bgl.) als Bauernsohn aufgewachsen, übernahm er schon früh Verantwortung nach dem Tod seines Vaters für die Geschwister; hilft alleinstehenden Bäuerinnen in seinem Heimatort, und findet schließlich mühsam einen Lehrplatz nach Beendigung seiner Schulpflicht in Oberwart. Die Lehrausbildung schließt er mit dem Vulkaniseur Meister ab. Aber er will mehr. So geht er nach Wien und kann dort in der Abendschule die Matura ablegen. Nach dem Theologiestudium wird Adolf Strohriegel 1962 Vikar in Stadtschlaining, dann in Vöcklabruck (OÖ) und schließlich wurde er 1964 in die Pfarrgemeinde Linz-Süd als Pfarrer berufen. 1963 hatte er seine Frau Ute, geb. Kelp und damals noch Vikarin, geheiratet und vier Kinder wurden dem Ehepaar geschenkt (Stephan, Johannes, Andreas und Markus).

1975 wird Adolf Strohriegel in die vakante Gemeinde Graz Kreuzkirche berufen, in der er zuerst 14 Jahre allein die damals zweitgrößte Gemeinde in Graz gestaltete und dann, nach einer schweren Lungenoperation, in der ein Teil eines Lungenflügels entfernt werden musste, wurde die zweite Pfarrstelle der Kreuzkirche mit Pfarrer Neubacher 1989 besetzt. Mit der Zeit kristallisierte es sich heraus, dass Pfarrer Neubacher seine Fähigkeiten für die Jugendarbeit einsetzte, während Adolf Strohriegel als Amts führender Pfarrer für die „Gemeinde-Geschäfte“ zuständig war und sich mehr für die die ältere Generation einsetzte, bis er schließlich 1998 in den (wirklich zutreffenden,) verdienten Ruhestand trat.

Als Gemeinde durften wir immer wieder erleben, wie Pfarrer Strohriegel für „seine Gemeinde“, egal welcher Generation zugehörig, ansprechbar und da war, wie er die Menschen besuchte, mit ihnen lebte mit ihnen sich freute und litt. In der Schule am Oeversee-Gymnasium war er ein beliebter Kollege, ein feinfühliger Lehrer und treuer Pfarrer in so manchen Schulfesten, Schulveranstaltungen und Schulgottesdiensten.

In manchen Lebensabschnitten und Situationen war er zu bewundern, denn zusätzlich zu den vielfältigen Aufgaben hatte er damals noch seine Mutter, sein Bruder und seine Schwester lieb und treu begleitet. Und er war natürlich gleichzeitig für seine Familie da, als Vater von vier Kindern und als Ehemann von Ute und als Gemeindepfarrer.

Die letzten Jahre (ab 2017) in seinem Haus in Graz Gösting, das er mit seiner Familie nach dem Ruhestand 24 Jahre bewohnte, waren immer mehr getrübt durch Orientierungslosigkeit und Erinnerungsverlust. Trotzdem blieb er immer freundlich und dankbar für jede Kleinigkeit.

Sich an ihn zu erinnern ist nicht nur für seine Lieben, seine Familie eine große Freude, sondern auch für uns als Mitglieder seiner ehemaligen Gemeinde. Ihn verloren zu haben ist sehr traurig. Aber wir dürfen über so manche Begegnung, manche seiner Entscheidungen und Lebensweisen dankbar sein, ihn als Pfarrer und Mensch bei uns zu haben, mit ihm ein Stück des Weges gemeinsam gegangen zu sein. Gott halte ihn fest in seiner Hand.

Pfr. Heinz Liebeg



Nachruf der Familie


Der Gedenkgottesdienst ist 14. September um 15:30 Uhr in der Kreuzkirche.



Evangelische Religionslehrerin Sylvia Jakubiec

1963-2022

Sylvia Jakubiec war evangelische VS-Religionslehrerin auf dem Gemeindegebiet der Kreuzkirche. Am 17. August 2022 ist sie völlig unerwartet verstorben.
Wir verabschieden uns von ihr am 6. Oktober 2022 um 16 Uhr in der Grazer Kreuzkirche.